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Badekarren und Zelte

Bereits in der römischen und griechischen Antike erfreuten sich „Seebäder“ eines regen Zuspruchs, gerieten dann aber in Vergessenheit. Meer und Strand blieben jahrhundertelang den Fischern und Seefahrern vorbehalten. Erst mit der Aufklärung und wachsendem medizinischen Fortschritt besann man sich der alten Traditionen. Im Gebiet des heutigen Landkreises Friesland setzte der Seebädertourismus im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts ein. Lokales Zentrum war dabei u.a. das Seebad auf der Insel Wangerooge.

Am 13. März 1804 hatte der Inselvogt, Tiark Friedrich Ammann, ein ausführliches Schreiben an die Regierung in Jever, zu Händen des Geheimrats Kalisch, gesandt. Dieser Brief gilt heute als die „Gründungsurkunde“ des Nordseebades Wangerooge.

Die Herrschaft Jever mit der Insel Wangerooge gehörte seit 1793 zu Rußland, regiert wurde sie von der als Statthalterin eingesetzten Fürstin-Witwe Friederike Auguste Sophie von Anhalt-Zerbst (1744 – 1826), einer Schwägerin der russischen Zarin Katharina II. Obwohl die Fürstin also ihren Untertanen eigentlich eine Fremde war, schien sie doch um deren Wohlergehen besorgt gewesen zu sein. Der Bitte des Vogtes um Überlassung einer Badekutsche und eines Badezeltes als Grundausstattung einer Seebadeanstalt wurde rasch entsprochen: bereits im Mai 1804 trafen sie auf der Insel ein.

Der Vogt Ammann hatte sich sein Vorgehen wohl überlegt. Als Herr der Insel hatte er das Recht, die wenigen Gäste in Kost und Logis zu nehmen; aus diesem Grunde war er auch mit Caspar Jäger und Ulrich Jasper Seetzen zu anregenden Gesprächen zusammengetroffen und hatte, wie wir wohl annehmen dürfen, mit ihnen auch über dieses Thema gesprochen. Seine Vorrechte sicherten ihm den größten Nutzen aus der Einrichtung einer Seebadeanstalt, so dass er großzügig auch die Insulaner auffordern konnte, Zimmer zur Aufnahme der zu erwartenden Gäste zur Verfügung zu stellen. Bald darauf, am 18. Juni 1804, erschien in den „Jeverischen wöchentlichen Anzeigen und Nachrichten“ die erste von drei Bekanntmachungen der Fürstlichen Kammer in Jever, womit praktisch die erste offizielle „Saison“ auf Wangerooge eröffnet war.

Badekutsche zu Wangerooge. Die Wangerooger Badekutschen orientierten sich an dem auf Norderney üblichen Modell. Konstruktionszeichnung, 1819.